Symbolik und Bräuche
Im Volksglauben vieler Kulturen hat das Brot eine hohe symbolische und spirituelle Bedeutung. Es gilt zumeist als heilige Speise, als ein Symbol für das Leben und die Lebenskraft. Bei der Aussaat werden Bittgebete gesprochen und in vorchristlicher Zeit versuchte man das Getreidewachstum durch Tanzen, Singen und Hüpfen zu beeinflussen.
Die Griechen verehrten Demeter, die Göttin des Getreides und der Fruchtbarkeit. Bei den Römern hieß diese Göttin Ceres. Aus dem Namen leitet sich das Wort Cerealien ab. Bei den Germanen war Freyr der Gott der Saat, Ernte und Fruchtbarkeit sowie des Friedens.
Brot wurde vor dem Anschnitt gesegnet und dem ersten Brot, das in den Backofen kam, wurde ein Kreuz aufgedrückt. Dieses Kreuzbrot wurde als letztes gegessen. Beiseite gelegtes Karfreitagbrot sollte das ganze Jahr über nicht schimmeln. Am Weihnachtstag auf die Schwelle gelegtes Brot sollte besonderen Schutz auf das Haus ausüben. Das erste aus neuem Mehl gebackene Brot war ein Glücksbrot und sollte, lange aufbewahrt, vor Hunger schützen oder es wurde den Armen gebracht. Wöchnerinnen legten ein Stück Brot unter das Kissen, um eine glückliche Geburt zu erbitten. Über Neugeborenen wurde das Brot gebrochen, damit Leib und Seele gut gedeihen. Verließ jemand für längere Zeit die Heimat, dann bekam er ein selbstgebackenes Brot mit, welches mit Tränen gesalzen war — ein echtes Heimatbrot.
Es wird vielerorts immer noch vermieden, Brot auf den Rücken zu legen, da dies Unglück oder Trauer bringen soll. Es zeugt vom Respekt für das Brot.
Zu vielen religiösen Feierlichkeiten werden spezielle Brote gebacken und gegessen. Ungesäuerte Fladenbrote, sogenannte Mazzen, sind noch heute für die jüdischen Gläubigen wichtig: als Erinnerung an den Auszug aus Ägypten während des Passahfestes. Der biblischen Erzählung zufolge mussten die Juden so schnell das Land verlassen, dass für die Gärung der Teige keine Zeit blieb.
Viele Bräuche in den unterschiedlichen Kulturen sind mit Brot verknüpft und in Volkssagen wird von göttlichen Strafen gesprochen, wenn jemand Brotfrevel begeht. In Sagen verwandeln sich Brote zu Steinen, wenn die Menschen die Ehrfurcht vor dem Brot verlieren. Zu vielen Zeiten war das Fluchen in Gegenwart von Brot streng verpönt.
Brot und Salz als Geschenk beim Einzug in eine Wohnung oder ein Haus oder zur Eheschließung sind Symbole für Wohlstand und Glück. Beide zusammen gelten auch als Symbole, die das Böse fern halten.
Im christlichen Glauben hat das Brot eine zentrale Rolle: Christus gilt als das Brot des Lebens und im »Vater Unser« wird um das tägliche Brot gebeten.
Es wurden Heerführer und Könige mit Brotgaben bis in den Tod geehrt, ebenso spielten Brotopfer in vielen Kulturen eine wichtige Rolle.
In Litauen spricht man dem Brot (duona) magische Kraft zu. Es soll vor Feuersbrünsten schützen und wird aus diesem Grunde in das Fundament eines Hauses eingemauert. Fällt ein Stück Brot zu Boden, wird es mit einer Verbeugung aufgehoben, geküsst und erst dann gegessen. Es war die ehrenvolle Aufgabe der Mutter im Hause, das Brot zu backen. Diese Kunst mit dem dazugehörigen Werkzeug gab sie an die Tochter weiter. Das erste gebackene Brot der Tochter wurde mit der ganzen Familie und den Nachbarn gefeiert.
Der Brotbacktag war ein spezieller Tag, an dem Ruhe und Frieden im Hause herrschten. Ein Gast musste bleiben bis das Brot fertig gebacken war. An diesem Tag wurde nichts verliehen, denn man glaubte, dass der gute Geschmack des Brotes dadurch mitgehen würde.